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Nicola Neubauer-Pinstock - Griesheimer Kita-Leiterin mit einer Hommage an den Erzieher*innen-Beruf

Die Stadt Griesheim unterstützt den von einer Mitarbeiterin verfassten Leserbrief aus der Presse.

Viele, viele Erzieher*Innen braucht das Land - „eine Hommage an diesen Beruf“

Nach der Familie ist für ein Kind die Kindertagesstätte der zweite wichtige Lern- und Bildungsort. Kinder verbringen, bedingt durch die Berufstätigkeit der Eltern, viele Stunden in einer Kita. Im Gegensatz zu früher hat sich die Nachfrage an Betreuungsplätzen bis 15:00 bzw. 17:00 Uhr um ein Vielfaches erhöht. Es gibt für Eltern nichts Schöneres, wenn sie ihr Kind liebevoll und pädagogisch wertvoll betreut wissen.

Neurowissenschaftliche Erkenntnisse belegen, dass Kinder ab Tag 1 der Geburt (aber auch schon im Mutterleib) lernen. Kommt das Kind später in eine Kita ist Grundvoraussetzung für erfolgreiches Lernen und gute Entwicklung eine gelungene Bindung von Kind und Bezugspersonen (Eltern und Erzieher*innen). Erzieher*innen müssen Vertrauen schaffen.

Das Zitat von Rene Descartes (Philosoph) „Ich denke, also bin ich“ wird erweitert mit dem Zitat von Antonio Damasio (Neurologe) „Ich fühle, also bin ich“. Fühlen und Denken sind also nicht voneinander zu trennen. Frühkindliche Bildung beginnt daher schon in der Kindertagesstätte.

Erfahrungen in der frühen Kindheit prägen also das Leben jedes Kindes. Eine gute pädagogische Arbeit in Hessischen Kitas orientiert sich am Hessischen Bildungs- und Erziehungsplan.

Sehen und gesehen werden, gegenseitige Wertschätzung, Anerkennung, Zuneigung, entwicklungsgerechte und individuelle Begleitung und Förderung von Kindern sind Bestandteile guter pädagogischer Arbeit. Kinder benötigen ein positives Selbstbild, um „im Leben bestehen zu können und um einen Platz in der Welt zu finden“ (Schule, Ausbildung, Berufs- und Familienleben). Qualifiziertes, motiviertes Personal mit Fachkenntnissen von Entwicklungspsychologie und Pädagogik sind nötiger denn je.

Freudiges Miteinander und die gegenseitige Bestärkung und Begeisterung in einer Kita wird das Kind später in andere Gemeinschaften, auch in die Schule, mitnehmen. Mag sein, dass das Wohlgefühl dort verloren geht, aber es wird wieder leichter zu wecken sein, denn die Kita war der Beginn des regelmäßigen Zusammenlebens mit anderen Kindern und hat eine Basis gelegt. Kinder müssen sich mit verschiedenen Meinungen und Standpunkten auseinandersetzen und im Spiel einen Konsens finden. Sie werden später leichter Kontakte aufnehmen, sich in Gemeinschaften leichter wohlfühlen und geben und nehmen können. Sie werden sich bei schwierigen Herausforderungen leichter Hilfe holen können. Die erste wegweisende Basisbildung einer Sozialkompetenz und der Persönlichkeitsentwicklung außerhalb der Bildung in der Familie geschieht fast immer in der Kita. Erzieher*innen unterstützen und fördern diese Sozialkompetenz. Sie sind Vorbilder und geben Kindern Worte, um sich selbst und ihre Umwelt besser verstehen zu können.

„Abgesehen vom individuellen Lebensweg eines Kindes haben Sozialkompetenzen eine überaus breite Bedeutung für die globale gesellschaftliche Zukunft. Kinder in einer guten Kita mit qualifizierten und motivierten Erzieher*innen haben Partizipation (Mitbestimmung) erlebt und die Kita-Gemeinschaft selbst mitgestaltet (in Spielgruppen und Kinderkonferenzen). Wenn die späteren Bildungseinrichtungen Mitbestimmung deutlich weiterführen, könnten politisches Interesse und politische Beteiligung bei Jugendlichen zunehmen. Jugendliche dürften dann Voraussetzungen haben, um ein Wir-Denken auch global aufzufassen demokratische Mitverantwortung zu entwickeln und zu übernehmen. Die Grundsteine für ein Demokratieverständnis werden also schon in der Kita gelegt.“ (Auszüge aus Sozialkompetenzen „Was diese für Gegenwart und Zukunft der Kinder bedeuten“ F. Pausewang)  

Darüber hinaus ist eine Kita ein Ort, an dem multikulturelle Freundschaften entstehen können und Kinder unvoreingenommen aufeinandertreffen, wodurch gelebte Integration deutlich wird. Das ist heute wichtiger denn je. Erzieher*innen sind auch hierbei wichtige Vorbilder. Das bisherige Bild von Erzieher*innen (noch schlimmer Kindergärtner*innen) ist längst überholt. Kinder erleben in Kitas eine „Beheimatung auf Zeit“ mit wichtigen Bezugspersonen und Vorbildern. Der Beruf der Erzieher muss in der Gesellschaft Anerkennung finden, so dass mehr junge Leute diesen Beruf wählen. Der vorangegangene Text macht deutlich, dass der Erzieher*innen Beruf von heute nicht „Bespaßung, Betreuung und Aufbewahrung“ von Kindern bedeutet, sondern gut durchdachte, individuelle und reflektierte Pädagogik mit Kindern ist.

Positive als auch negative Erfahrungen in der Kindheit begleiten bewusst und/oder unbewusst ein ganzes Leben lang. Bildung beginnt institutionell daher schon in der Kindertagesstätte und nicht erst in der Schule und muss als Gesamteinheit angesehen werden.

Dessen muss sich eine Gesellschaft bewusst sein und ein Umdenken muss stattfinden.
Der Beruf der Erzieher, für mich besser definiert als Elementarpädagogen macht mit passenden Rahmenbedingungen (je mehr es von ihnen gibt, desto besser) Sinn, gibt Freude und ist ein krisensicherer und zukunftsorientierter Beruf.

Nicola Neubauer-Pinstock ist die Leiterin der Kita Kiefernhain.