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Projekt: Schulwege-Erfahrungen

Wenn Sie in der vergangenen Woche zu Fuß in Griesheim unterwegs waren, sind Ihnen bestimmt die vielen bunten Kreidestriche, Kreuze und Kreise auf den Bürgersteigen aufgefallen. Diese Markierungen sind im Rahmen des Projektes „Schulwege-Erfahrungen“ entstanden, das die Stadt Griesheim in Kooperation mit den örtlichen Grundschulen und wissenschaftlicher Begleitung von Prof. Bernhard Meyer durchführte.

Am 16. und 17. September 2020 haben insgesamt 1050 Schülerinnen und Schüler der Friedrich-Ebert-Schule, der Carlo-Mierendorff-Schule und der Schillerschule ihren Weg von der Schule nach Hause mit Kreide markiert. Die Ergebnisse der Kreideaktion wurden noch am gleichen Tag erfasst und in einen Stadtplan übertragen.
Diese Aufzeichnungen ermöglichen Aussagen darüber, welche Wege Kinder nehmen und wie diese Wege attraktiver und ansprechender gestaltet werden können. An welchen Stellen wird die Straße überquert und wo müssen, insbesondere in den neuen Wohngebieten, zusätzliche Querungshilfen eingebaut werden.

Seit fünfundzwanzig Jahren werden in Griesheim in Kooperation mit der Evangelischen Hochschule Darmstadt, unter wissenschaftlicher Begleitung von Prof. Bernhard Meyer, Stadterkundungsprojekte mit Kindern durchgeführt. Ergebnisse sind Projekte wie „Spielraum für Spielräume“, „Die bespielbare Stadt“, „Spielstraße auf Zeit“, die Einrichtung von „Elternhaltestellen“, die Kartierung der Schulwege mit der Entwicklung der Querungshilfe „Der kleine Griesheimer“ und jetzt das Projekt „Schulwege-Erfahrungen“, das der Evaluation der „Bespielbaren Stadt“ und der „Kartierung der Schulwege“ dient.

Ausgangssituation für das Projekt „Die bespielbare Stadt“ vor fünfzehn Jahren war die Feststellung, dass sich eine Verinselung interessanter Kinderorte, wie z.B. Spielplätze, Schwimmbad, Sportplätze usw. vollzog. Die Wege dorthin waren meist für Kinder nicht attraktiv, sondern durch die Monotonie des Pflasters (Verbundsteine), durch parkende Autos und verschlossene Grundstücke geprägt. Zunehmend fand ein „Fährverkehr“ mit dem „Elterntaxi“ statt.
Ein Blick vier Jahrzehnte zurück zeigte eine Stadt, die durch Baulücken und Zwischenräume einerseits und eine geringe Straßenfrequenz andererseits gekennzeichnet war. Nicht die Spielplätze dominierten, sondern die Spielräume, die nicht eigens zum Spiel definiert waren, sondern von Kindern dazu erklärt wurden.
Kinderinseln und bedrohte Kinderwege bildeten den Hintergrund für das Projekt „Die bespielbare Stadt“. Ziel war es, für Kinder eine bespielbare Stadt herzustellen, in der attraktive und ansprechende Kinderwege die bekannten Kinderorte, wie zum Beispiel Spielplätze, Schulen, Kindergärten, Schwimmbad, Bücherei miteinander vernetzen, und zwar stadtweit. Die Kinder sollen motiviert werden, sich „wieder auf die Socken zu machen“ und auf das „Eltern-Taxi“ zu verzichten.
Das Konzept sieht vor, die Kinder von Anfang einzubinden, zu beteiligen und nach ihren Erfahrungen zu fragen. Durch eine Vollerhebung bei allen Griesheimer Grundschulkinder waren die Kinderwege bekannt. Eine Untersuchung dieser Wege zeigte verschiedene Möglichkeiten, durch Objekte im Straßenraum weglenkend zu wirken. Gleichzeitig markieren im Pflaster eingebaute Bodenplatten mit „Figuren“, der sogenannte „Kleine Griesheimer“ Querungsstellen und geben den Kindern damit eine Orientierung.
Der Blick auf die tatsächlichen Kinderwege und deren Beeinflussung durch attraktive Angebote sowie die Markierung von Querungsstellen erhöht einerseits die Sicherheit für Kinder, nimmt ihnen aber nicht die realistische Aufgabe ab, sich verkehrsgerecht zu verhalten.

Diese Ideen zur „Rückeroberung des öffentlichen Raums“ durch Menschen, die zu Fuß unterwegs sind, wurden mittlerweile in vielen Städten aufgegriffen und umgesetzt und haben über die Grenzen von Deutschland hinaus Anerkennung gefunden.